Ein großer Wagen kommt laut angefahren. Schon öffnen sich die ersten Fenster. Endlich tut sich hier mal was!
Die ersten Damen haben ihre Plätze an den Fensterbrettern eingenommen. Weit lehnen sie sich hinaus um ja nichts zu verpassen. Ich wette, sie haben ihre Arme auf Kissen gestützt, damit sie es an diesem so spannenden Ort recht lange aushalten.
Eine rundliche alte Frau führt ihren kleinen Hund ganz langsam die Straße immer hinauf und hinunter. So verpasst sie auch nichts.
Vornehm lugt eine Rentnerin hinter ihrer ordentlich in gleichmäßigen Falten fallenden Gardine hervor. Sie fühlt sich unentdeckt und bekommt auch alles mit, was draußen geschieht.
Unten im Hausflur, wird geputzt, denn es ist schließlich Samstag. Ich erzähle der fleißigen Reinigungsfee, dass gleich ein Umzug beginnen würde und sie sicher ganz umsonst alles zum Blinken bringen würde. Sie lächelt mich nur an und erklärt stark ruhrpöttisch betont " Watt mutt dat mutt".
Gegen solche Argumente bin ich machtlos und lasse sie in ihrem Element. Da kommt auch schon eine Dame von der anderen Straßenseite und möchte brandaktuelle Neuigkeiten erfahren, indem sie sofort nachfragt, wer denn umziehen würde.
Ich gehe einkaufen und meinen Gedanken nach. Dabei überlege ich mir, wie es wohl in den Wohnzimmern dieser Straßenbewohner aussehen mag. Schmunzelnd wird mir klar, dass sie sicher alle ein Bild mit Wald und dem röhrenden Hirschen über der Couch hängen haben.
Von heute an wird es hier eine Wohnung geben, in der das nicht so ist. Ob das zum Skandal wird?
sandhexe - 17. November, 14:11
Nein,ich habe keine andere Kleidung angelegt - das wäre jetzt auch irgendwie überflüssig, wo alle anderen ihre längst abgelegt haben.
Es geht um einen Wohnungswechsel. Also, auch habe ich keine Wohnung gewechselt, sondern meine Tochter umgezogen.
Ich war für drei Tage bei meiner Großen und habe mitgeholfen, dass sie sich in ihrer neuen Umgebung wohlfühlen kann.
Sie ist innerhalb ihrer Stadt in eine andere Gegend gezogen. Viele Helfer waren zur Stelle. Dabei zeigt sich, ob man wirklich gute Freunde hat - und die hat sie. Zwei der Umzugshelfer singen in einem Chor, der heute ein Konzert gab. Das habe ich mit dem Freund meiner Tochter besucht und eine sehr schöne Stunde mit Mozarts Requiem erlebt. Danach konnte ich dann zufrieden wieder heimwärts fahren.
Nun bin ich gespannt, wie sie sich einlebt, meine Große. Die Gegend dort scheint von mehr oder weniger spießigen Menschen bewohnt zu sein, aber meine Tochter befindet sich nur auf der Durchreise und hat in vielleicht nur einem halben Jahr schon den nächsten - aber wesentlichen größeren Umzug vor sich....
Mein lieber Mann gospelte währenddessen in Hannover so vor sich hin und hat seinen Auftritt mit einer berühmten Sängerin überlebt. Irgendwie kommt ein Chor viel besser an, wenn er wirklich er selbst sein kann - so habe ich das verstanden, was ich bis jetzt gehört habe.
Nun blicken wir alle erwartungsvoll der kommenden Woche entgegen, die für uns einige Geburtstagsfeiern mit sich bringt.
Ich denke, ich gehe mal schlafen und lese mir meinen Text dann nach dem ersten Kaffee mal genauer durch......
sandhexe - 17. November, 00:24