Zum Geburtstag möchte ich meine Tochter besuchen. Die Bahnfahrkarte samt Platzreservierung habe ich bereits gekauft. Nun erzählt Franzl mir, dass er zur gleichen Zeit nach Ulm fahren muss und wir verabreden uns für den Rückweg im selben Zug. In Würzburg wollen wir uns treffen. Die Suche im Internet bleibt ergebnislos. Ich habe zwar eine Fahrkarte über Würzburg und mein Platz ist auch von Würzburg bis Hannover reserviert, nur fährt der Zug mit der Nummer, die ich auch auf meiner Karte stehen habe, leider über Mannheim und Frankfurt. Das hätte ich gar nicht herausgefunden, wenn ich mich nicht mit meinem mann verabredet hätte. Habe ich nun einen Platz im flaschen Zug reserviert? Streiken bei der Bahn vielleicht auch die Terminals? Nun verstehe ich gar nichts mehr.........

Es scheint ein schöner Tag zu werden heute. Die Laune ist auch gleich deutlich besser, wenn die Sonne wieder scheint und ich komme viel leichter aus meinem Bett.
Nun riecht es schon eine ganze Weile nach frischem Kaffee, was will ich mehr? Am Abend ruft wieder eine Geburtstagsfeier, die aber keine ist. Das Geburtstagskind hat nicht eingeladen, aber wissen lassen, dass es zu Hause ist und sich über Besuch freut.
Morgen ist dann der nächste Geburtstag. Auch bei dieser Einladung handelt es sich nicht um eine Feier, sondern einfach um ein gemütliches Beisammensein.
Werden Feiern in diesem Monat umbenannt? Mir ist es egal, ich treffe mich gern mit netten Menschen, wie auch immer sie ihre Veranstaltungen nennen.
Am Wochenende gibt es dann mehrere Schlafgäste hier bei uns im Haus. Unsere Jüngste, die ständig auf Deutschlandreise ist, verschlägt es am Freitag nach Bielefeld. Von dort bringt sie dann einige Übernachtungsgäste mit, zu denen sich am Samstag noch der eine oder andere dazugesellen wird. Da auch meine große Tochter endlich mal wieder kommt, haben wir ein richtig volles Haus und was noch viel schöner ist, einen rundum besetzten Esstisch! Ich darf mal wieder eine Mahlzeit zubereiten, die sich zu kochen lohnt! Franzl wird dann nicht, wie so oft in letzter Zeit hinter mir stehen, in den Kochtopf sehen und grinsend sagen " Schatz, denkst du dran, dass wir nur noch drei sind....."

Nein, ich habe nicht die Absicht, hier Rezepte zu bloggen. Doch was ich da gestern ausprobiert habe und an meinen Gästen getestet, war wirklich wahnsinnig lecker. Es gab einen Salat aus Salatherzen, Paprikaschoten, Zucchini, Champignons und Knoblauchzehen. Die Champignons wurden in Olivenöl angebraten und später kam Honig und Weißwein in den Sud, er außerdem auch noch mit Balsamico gewürzt wurde. Darin wurde nach den Champignons auch noch die klein gewürfelten Zucchini kurz gegart. Alles kam dann nacheinander auf die klein gerupften Salatherzen, auf denen es sich schon die Paprikawürfel gemütlich gemacht hatten. Das Ergebnis war einfach empfehlenswert - darum steht es hier.

Der Einkauf ist gemacht, der Kühlschrank läuft über. Nein, ganz so schlimm ist es nicht, aber geschleppt habe ich ganz ordentlich. Es wird immer schwerer als man denkt. Zum Glück traf ich eine Bekannte, die mit ihrem Fahrrad unterwegs war. Sie nahm mir eine der drei Taschen ab und begleitete mich bis vor die Haustür.
Nun wird das Gemüse für den Salat geschnippelt, die Marinade angerührt und dann mache ich mich auch schon bald auf den Weg zum Kommunionunterricht. Vorher müsste ich auch noch den Tisch decken, denn wenn ich zurück bin, ist mein Patenkind mit Freund auch schon da. Ansonsten werden noch Franzl und unsere Jüngste gemütlich mit mir zu Abend essen. Selbstverständlich gibt es auch mal wieder Lachs neben den Salaten und Putenbraten.
So, nun ruft die Küche unüberhörbar........

Hannover kann sich noch nicht ganz entscheiden, ob es im Lichterglanz erstrahlen oder in Novembergrau versinken will. An manchen Ecken wird fleißig am Aufbau des Weihnachtsmarktes gearbeitet und Straßenmusikanten lassen noch alltägliche Melodien erklingen. Ein großes Plakat ist vom gestrigen Länderspiel übrig geblieben und heißt alle Fußballfans Willkommen. Im Straßencafe hatten es sich einige mutige Raucher an den Tischen und Stühlen gemütlich gemacht.
Mich trieb es in den Hauptbahnhof, der auch schon weihnachtlich glänzt - dafür reicht das Geld scheinbar immer.
Ich habe mit viel Glück noch zwei Fahrkarten zu je 29 Euro für Anfang Dezember bekommen. Nun kann ich meine Tochter an ihrem Geburtstag besuchen.
Den ersten Namenstagsanruf für morgen habe ich eben auch schon erhalten.
So, nun werde ich mich auf die morgige Erstkommunionunterrichtsstunde vorbereiten und dann mal schauen, wo heute ein schöner Krimi läuft.

Ein weiterer grauer Herbsttag neigt sich dem Ende entgegen. Es ist richtig Novemberstimmung draußen und in den Läden hält der Weihnachtsschmuck Einzug.
Für mich hat der November aber auch einige "Feiertage".
Gestern bereits waren wir mit meiner Mutter anlässlich ihres Namenstages in einem Bauerncafe zum Kuchenessen. Dort gibt es immer selbstgebackene Torten und Kuchen. Die Stücke sind so groß, dass ich noch nie ein ganzes geschafft habe und kosten 2, 10 Euro. Frischen Apfelkuchen mit Sahne hatte ich mir gestern bestellt und Franzl hat noch die Hälfte davon genießen dürfen.
Am Montag ist mein Namenstag - der Gedenktag der Hl. Elisabeth von Thüringen, dann folgen drei Tage mit Geburtstagen, von denen ich wohl zwei mitfeiern werde. So werden auch diese grauen Tage etwas heller.
Heute ist Franzl den ganzen Tag außer Haus. Wenn er gegen neun Uhr wieder hier ist, werden wir es uns mit einer Flasche Rotwein gemütlich machen, während nicht weit von hier im Stadion die deutsche Nationalelf gegen Cypern Fußball spielt.

Heute zum Namenstag meiner Mutter treffen sich einige meiner Geschwister mit Familien im Bauerncafe hier in der Nähe. Falls das Wetter es erlaubt, gehen einige von uns zu Fuß mit meiner Mutter, die uns im Rollstuhl begleitet, dorthin. Noch ist hier alles trocken, es dürfte also klappen.
Meine Mutter freut sich schon. Es ist für sie wieder ein bisschen wie früher. Bei uns gab es damals keinen Sonntag ohne Familienausflug. Tapfer liefen wir Kinder überall hin mit. Manchmal ging es quer durch Hannover und zurück. Meistens marschierten wir auf den Benther Berg und machten dort Rast. Besondere Höhepunkte aber waren immer die Tage, wenn wir uns mit anderen Verwandten in der Eisenbahn trafen und von Empelde bis in den Deister fuhren um dann dort zu wandern. Es gab dann kalte Koteletts zum Mittag und in einem Waldrestaurant für zwei Kinder zusammen eine Sinalco mit zwei Strohalmen. Das waren wirklich schöne Zeiten. Von diesen erzählt meine Mutter oft.
Heute sehe ich leider selten noch eine Familie am Sonntag spazieren gehen. Einmal erzählte mir ein Kommunionkind während eines Vorbereitungswochenendes im Hildesheimer Wald, dass es zum ersten Mal in einem echten Wald sei. Da fehlten mir die Worte. Was unternehmen manche Eltern denn heute noch gemeinsam mit ihren Kindern? Es kostet fast nichts, außer Zeit, in den Wald zu gehen und ein Waldspaziergang bringt Freude für Groß´und Klein.Man muss allerdings aufstehen und losgehen........

Etwas unheimlich ist es schon, wenn ich beim gemütlichen nachmittäglichen Cappuccinotrinken aus dem Fenster auf den Baum gegenüber schaue und dort bei jedem neuen Blick ein Vogel mehr sitzt. Es wird schon dunkel und die schwarzen Vögel kommen nacheinander angeflogen. Am Himmel sehe ich einen ganzen Schwarm Raben ziehen, sie fliegen im Kreis und irren scheinbar ziellos durch die Abenddämmerung. Unweigerlich muss ich an den Film von Alfred Hitchcock denken.
Trotzdem traue ich mich aber nachher noch hinaus in die Dunkelheit.

Der letzte Buchladen in unserem Stadtteil ist nun einem PC-Game-Shop gewichen. Ich finde das ziemlich traurig. Demnächst schließt auch die Karstadtfiliale und wir haben keine Chance mehr hier ein Buch zu kaufen. Die kleine Karstadtfiliale schließt demnächst auch, dann gibt es nicht einmal Schreibwaren hier in der Nähe.
PC- und Handy-Läden schießen wie Pilze aus dem Boden und Stöberläden verschwinden aus dem Stadtbild. Wohin soll das nur noch führen?
Wer gut zu Fuß ist oder ein Auto hat, kann natürlich noch immer irgendwo alles bekommen, aber ältere Herrschaften, die mit Sicherheit auch nicht an Computerspielen interessiert sind, haben das Nachsehen.

Es ist tiefster Herbst mit Sturm und Regengüssen. Mir ist nach allem anderen als nach Lebkuchen und Weihnachtsgebäck. Doch meine Mutter, die nicht mehr aus dem Haus kommt, möchte für meinen kranken Bruder eingekauft haben. Ich habe ihr versprochen, das zu übernehmen. Sie hat Angst, dass "die Leute" alles wegkaufen noch ehe der Advent begonnen hat.
Es ist schon schrecklich, wenn man das Leben nur noch durch Erzählungen anderer und aus dem Fernseher mitbekommt. Die Vorstellung der Realität leidet unendlich darunter, das stelle ich bei meiner Mutter immer wieder fest. Auch in ihren Schilderungen mischen sich Wahrheit und Märchen immer mehr. Erst nach mehrmaligem Filtern ist manche Aussage zu verstehen.
Sie weilt mit ihren Gedanken oft in der Vergangenheit. Diese war auch um einiges ereignisreicher für sie. Als Mutter von sechs Kindern werden da viele Bilder lebendig, die sie allerdings oft ins Heute überträgt.
Sie hat einfach zu früh angefangen sich in ihren Sessel zu setzen, aus dem sie nun nicht wieder hoch kommt. Schade, das Leben hätte noch viel Schönes für sie bereit und alles kann man nicht vor sie auf den Tisch legen.
Früher hat sie viel verloren und jetzt verschenkt sie zu viel...........