Der letzte Tag bei meiner Tochteri hat begonnen. Nach einer endlos langen Nacht auf einer schlechten Matratze, viel Straßenlärm und nachdem alle anderen WG-Bewohner geduscht hatten, konnte ich den dringend nötigen Kaffee kochen und trinken.
Heute suche ich mit gleich den Weg zum Bahnhof, damit morgen alles klappt. Ich hoffe, die Bahn hat für morgen keinen Streik auf dem Programm, das wäre schrecklich.
Ich müsste dann an irgendeinem meiner Zwischenbahnhöfe um Asyl bitten.
Mein Weg führt mich über Heidelberg nach Frankfurt und von da aus hoffentlich reibungslos nach Hannover..........

Meine Tochter und ich waren heute mit dem Bus unterwegs. In strömendem Regen besuchten wir Heilbronn. Zum Glück gibt es dort viele kleinere und größere Kaufhäuser, in denen man so richtig stäbern kann.
( Keine Angst, Franzl, das Portemonaie ist noch nicht leer)
Nun gab es erstmal Kaffee und Kuchen. Achja, die Schwaben sind schon eigenartige Leute Am Sonntag gab es nach dem Gottesdienst ein Weisswurstfrühstück. Das Wort "Frühstück" beinhaltet für mich unbedingt Kaffee. Doch hier ticken die Uhren anders! Es gab diese lauwarmen gewühnungsbedürftigen gekochten Brarwürste, die allgegenwärtigen Laugenbrezel und Bier......
Heute bestellte ich in einer Bäckerei ein "Schwabenfrühstück" und bekam eine Laugenbrezel mit Butter in dem dickeren Teil. Immerhin gab es Kaffee Latte, was ja nicht so schwäbisch ist.
Aber nett sind die Menschen hier. Und die Ortsnamen der umliegenden Dörfer hören sich alle so nach Urlaub an.

Ich habe ihn noch nicht gesehen, den Neckar. Wasser fliesst hier allerdings nach wie vor genug. Gestern kam noch ein mächtiger Sturm dazu. Ich verbringe den Tag damit, die nötigsten Besorgungen für meine Tochter zu machen, zu Kochen, Wäsche zu waschen und die Küche dann wieder in ihren Urzustand zu versetzen.
In dieser Männer-WG kann man es gut aushalten. Meine Tochter und ich müssen oft schmunzeln, aber lieb sind sie doch.
Morgen hat meine Tochter einen freien Tag und wir hoffen auf besseres Wetter, was wohl mit einem Wunder gleichzusetzen wäre.......
( huch und hier mit dem firefox meiner Tochter ist alles so anders, da ist so viel Leerraum unter meinen Beiträgen, komisch)

Es giesst mächtig hier im Moment. Das Zimmer meiner Tochter ist viel kleiner als erwartet und wir haben mit Mühe und Knochenarbeit vieles darin verstauen können.
Nun stehen noch Behördengänge an und dann kann ich vielleicht endlich mal den Neckar suchen. Es wurde uns versichert und auf der Karte haben wir es auch gesehen, dass er hier irgendwo fliesst.
Im Moment habe ich zwar das Gefühl, dass er gerade vom Himmel fällt, aber irdisch muss er auch zu sehen sein.
Später, wenn die Sonne wieder scheint, werde ich mich auf die Suche machen.
Zunächst wird für das Mittagessen eingekauft und gekocht.

Wir werden gegen 20 Uhr hier abfahren. Alles ist inzwischen verpackt und muss "nur" noch im Bulli verstaut werden.
Ein geschenkter Fernseher wird wahrscheinlich heute noch geliefert und das Woodoo - Kabel für den PC hat Franzl auch noch gefunden. ( Es heisst irgendwie anders, aber ich kann mir diese technischen Namen einfach nicht merken und finde das auch nicht so wichtig)
Somit müsste unser Töchterlein morgen alles Lebnsnotwendige in ihrem Zimmer haben.

Ring frei zur letzten Runde.
Eigentlich bewohnte unsere Tochter ein einziges Zimmer.
Eigentlich müsste ich dann auch darin alle ihre Sachen finden können.
Eigentlich ist das aber ganz anders.
Vom Keller über den Flur in die Küche auf der Treppe und im Bad - dort überall finden sich diverse Tochterkleinigkeiten, die Mutter nun zusammensucht........
Eben habe ich noch schnell meine eigene Mutter besucht. Sie ist vorgestern aus dem Krankenhaus entlassen worden und kommt kaum allein zurecht.
Nun nehme ich noch einmal Anlauf hier und dann in absehbarer Zeit ist alles gepackt.
Franzl hat sich als braver Vater für morgen Urlaub genommen. Er erholt sich dann beim Bullipacken und -fahren.
Vorher steht aber noch eine wichtige Chorprobe an für den heutigen Abend. Am Sonntag, wenn der Umzug und der Rückweg geschafft sind, singt Franzl mit dem Gospelchor bei einem Auftritt, während ich in Deutschlands Süden mit meiner Tochter ihr neues Zuhause einrichte.

Warum sind in Deutschland die behördlichen Vorschriften so unvorteilhaft für diejenigen, die Zuschüsse brauchen?
Warum werden arbeitswilligen jungen Leuten Berge von Steinen in den Weg gelegt?
Warum wurde das Geld erfunden und hat sich bis heute gehalten?
Warum hat der Tag nur 24 Stunden?
Warum sind meine Kräfte begrenzt?

Warum das #Wetter am heutigen Siebenschläfertag so unsommerlich ist, interessiert mich im Moment gar nicht.

Ein paar Kisten sind noch zu packen, dann ist es fast geschafft. Franzl und ich fahren Freitagabend los Richtung Stuttgart. Irgendwo zwischen Fulda und Frankfurt suchen wir uns ein günstiges Hotel und fahren am nächsten Morgen dann weiter. Samstag noch muss der Bulli zurück sein, er wird am Sonntag gebraucht um die Leute aus den umliegenden Wohngebieten in den Gottesdienst zu fahren.
Ich bin heute besonders stolz auf meine Töchter. Was die Große da unten alles für die kleine Schwester tut ist unvorstellbar und nicht selbstverständlich.
Ich habe tolle Mädchen.

Wieder habe ich nicht gut geschlafen. Meine Träume handeln nur vom Packen und Räumen. Den ganzen Tag über tue ich im Moment auch fast nichts anderes.
Im Radio begrüßt mich der Nachrichtensprecher mit einem neuen Busunglück und mit einem von der Polize in Hamburgi während einer Verkehrskontrolle erschossenen Autofahrer. Ja sind wir jetzt im Wilden Westen? Und dann regen sich alle über die Türkei auf, wo der 17jährige Deutsche noch immer hinter Gittern hausen muss, während man hier bei Verkehrskontrollen schon amtlich getötet werden kann.
Ich lasse nun diesen neuen Tag auf mich zukommen während unten gerade der Müll abgeholt wird.

Gestern saßen Franzl, unsere vierte Tochter und ich draussen am Kaffeetisch. Wir wollten uns den Abschiedsschmerz mit Schwarzwälderkirschtorte versüßen. Traurig sahen wir auf den leeren Stuhl, auf dem unsere Dritte immer gessen hatte.
Da kam plötzlich aus dem Gebüsch eine kleine völlig zerzauste Meise, sah uns an und setzte sich auf den freien Stuhl. Sie blickte einmal in die Runde und verschwand wieder.
Es war ein wunderschöner Moment und wie ein lieber Gruß