24
Aug
2007

Der Versuch

die wunderschöne Hochzeitsfeier meiner Tochter und ihres Mannes in Worte zu fassen.
haende_9808

Alles begann mit der Aufregung und dann mit einer langen Autofahrt nach Brüssel. Am Freitag fuhren wir sehr früh los, denn wir waren Gäste auf einer anderen Hochzeitsfeier, die uns auch sehr gut gefallen hat. In dem Ort, den es nicht gibt, gab es ein nettes Trauzimmer mit einem glücklichen Brautpaar und lieben Gästen. Im Anschluss an die Trauung kam dann noch der Segen von oben und tröpfelte in die Sektgläser. Franzl und ich machten uns aber ziemlich bald auf die Weiterreise und freuten uns auf die nächste Hochzeit. Allerdings bestehen wir darauf, die Brautleute, die wir nur kurz hochleben lassen konnten, demnächst noch einmal zu besuchen.
Wir fuhren die A2, die schrecklichste Autobahn Deutschlands, die ich kenne, entlang, bis wir in Holland landeten. Weiter führte uns unser Weg bis nach Belgien. Das ist da, wo die Straßen schlechter werden, selten ein passendes Straßenschild zu finden ist, man immer damit rechnen muss, dass jemand rückwärts aus einer Einbahnstraße herauskommt und im Parkhaus die einspurige Auffahrt gleichzeitig auch die Abfahrt ist.........
Doch wir waren alle zu gut gelaunt, als dass uns solche Kleinigkeiten gestört hätten.
In Brüssel angekommen, nahmen wir unsere Zimmer in der Jugendherberge ein und trafen abends viele nette Hochzeitsgäste, mit denen wir in einem Bistro ein leckeres Abendessen genossen. Die Schwiegereltern meiner Tochter und meine Geschwister waren dabei und es gab viel zu erzählen.
Die jungen Leute saßen währenddessen ein paar Straßen weiter in einem spanischen Restaurant und aßen alles, was auf einem Fließband an ihnen vorbeifuhr. Da gab es Froschschenkel ( eine meiner Töchter wollte eigentlich niemals welche essen, ebenso wie Muscheln), Wachteln und andere Leckereien. Im Laufe des Abends fuhr dann auch mal eine Kamera auf dem Band mit und diverse Zettelbotschaften machten die Runde. Die jungen Leute hatten ihren Spaß und in unserem Bistro wollte der Kellner sich gern mit meinem Franzl am nächsten Tag treffen........
Der nächste Tag war allerdings für die Hochzeit reserviert. Morgens begleiteten zwei meiner Töchter ihre Brautschwester zum Friseur und bekamen dort Croissants und Kaffee. Wir anderen hatten ein Jugendherbergsfrühstück......
Mein Mutterherz hatte keine Ruhe und wusste meine Tochter ganz in der Nähe der Jugendherberge. Also überredete ich einige andere und wir machten einen Spaziergang in die Straße, in der das Brautpaar sich auf die Hochzeit vorbereitete. Natürlich läutete ich. Meine Tochter kam mit ihrer Trauzeugin die Treppe herunter und beide umarmten mich herzlich. Wir sollten doch nach oben kommen, es gäbe noch Frühstück. Ich wollte ja, aber meine Begleiter drängten zum Rückweg. Zunächst musste ich aber noch einige Male mein Töchterchen drücken, bis sie aus Angst um ihre frische Frisur genug hatte.
Wir zogen uns also zunächst zurück und dann festlich an.
In einer Autokolonne fuhren wir am späten Mittag zum Brüssler Rathaus, in dem die Trauung stattfand. Auf dicken roten Teppichen schritten wir feierlich alte Steintreppen hinauf. Begleitet wurden wir von einem Zeremonienmeister, der auf französisch anordnete, wer wann wo zu gehen oder zu stehen hatte.
Es war eine feierliche Angelegenheit.
Das Rathaus glich einem alten Schloss mit roten Samtstühlen und Bezügen, Kerzenleuchter, hohen Holztüren und der ganzen Stimmung. Meine Tochter, die direkt vor mir ging, sah aus wie eine Prinzessin und mir kullerten nach und nach immer mehr Tränen die Wangen hinunter. Im Trauzimmer, das noch feierlicher, als die Treppen und die hohen Gänge war, reichte mir ein Standesbeamter ein Taschentuch.
Die Zeremonie wurde auf französisch vorgenommen. Ich verstand außer dem „Oui“ nicht viel....
Eine meiner Töchter spielte für das Brautpaar das Stück „Air“ von Bach auf der Querflöte. Spätestens an diesem Programmpunkt, war ich nicht mehr die Einzige mit einem Taschentuch in der Hand. Nur das Brautpaar hielt sich tapfer.
Nun durften die Frischvermählten, nachdem sie ihre Unterschriften auf leere Blätter ( das gibt es wohl auch nur in Belgien) abgegeben hatten, auf den großen Rathausbalkon treten. Eltern und Trauzeugen durften sie dabei begleiten.
Wir blickten auf den Grand Place, der voller Touristen und Konzertgästen war. Der Grand Place blickte auf den Balkon, der voller Hochzeitsgesellschaft war. Viele Japaner mit vielen Kameras machten viele Bilder........
Auch Applaus gab es für meine Tochter und ihren Mann. Sie standen dort oben wir ein Prinzenpaar das dem Volk zuwinkt.
Anschließend verließen wir die feierlichen Hallen und begaben uns vor das Rathaus, auf dem ausnahmsweise unsere Autos an diesem Tage parken durften. Freunde des Brautpaares hatten die Wagen inzwischen mit Bändern und den Brautwagen auch noch mit leeren Teedosen dekoriert.
Nun gab es Sekt und Gratulationen. Es war wunderschön, das glückliche Paar zu sehen. Auch die Sonne strahlte. Auf dem Grand Place waren einige Bühnen aufgebaut, auf denen Musiker auf ihren Auftritt warteten. Plötzlich spielte die Musik und Freunde des Brautpaares erklärten, sie hätten sich ein Stück für das Paar gewünscht. Ohne zu zögern tanzten Braut und Bräutigam über den großen Platz.
Wir umarmten uns immer wieder, bewunderten Brautstrauß und Ringe, tranken den einen oder anderen Sekt und fuhren dann vom Platz, damit die Musikfans auch auf ihre Kosten kommen konnten.
Nun freuten wir uns alle auf die abendliche Feier, die etwas außerhalb von Brüssel stattfand.
Wir hatten einiges vorbereitet und machten uns auf den Weg in die Jugendherberge. An diesem Tag vergaßen wir Mittag zu essen, aber das machte nichts.
Wir probten „unser Lied“. Die Europahymne hatten wir betextet mit Zeilen, die auf das Brautpaar passen. Das Ganze sangen wir in deutsch und etwas englisch, denn die Hochzeitsgäste kamen aus Griechenland, Russland, Spanien, Holland, England, Luxemburg, Marokko, Belgien und sicher habe ich noch ein Land vergessen.
Anschließend schlüpften wir in unsere Abendgarderobe, die Mädchen verteilten sich an sämtliche Spiegel zum Schminken und die anderen Jugendherbergsgäste staunten nicht schlecht, als wir im Innenhof zusammenkamen.
Nun ging es zur Feier.
Im Innenhof des Anwesens gab es Sekt und Häppchen. Danach ließen wir rote Herzchenluftballons gen Himmel steigen. Sie waren alle mit einer Karte versehen, auf dem die Adresse und das Bild des Brautpaares war. Ob wohl eine von ihnen den Weg in den Briefkasten findet?
Die Wartezeit auf das Essen wurde mit Fotos gefüllt. In einem goldenen Bilderrahmen konnte sich jedes Paar fotografieren lassen. Die Bilder landen später in einem Gästebuch, in dem auch noch Platz für Sprüche war.
Nach dem ausgefallenen Mittagessen kam dann das Menu sehr gelegen. Es gab vier Gänge, die von kleineren Darbietungen unterbrochen wurden.
Zunächst begrüßte der Bräutigam alle Gäste. Nach dem ersten Gang (geräucherter Entenbrust mit Rukola) hielt die Bräutigammutter eine kurze Ansprache. Nach der zweiten Vorspeise (Erbsensuppe mit frischer Minze) war Franzl an der Reihe. Er begann seine englische Rede mit einer lustigen Idee: Auf einem Zettel hatte er „DE“ und auf einem anderen „SE“ gedruckt. Diese zeigte er während er erklärte, dass er als geborener Österreicher darauf hinweisen wolle, dass seine Landsleute, wann immer sie diese Buchstabenkombination in englische Sätze einfließen lassen, eigentlich „THE“ meinen ( auch das hatte er wieder auf einen Zettel gedruckt.
Fröhliches Gelächter war der Lohn für diesen wirklich guten Einfall und niemand konnte während seiner nun folgenden Rede über seine vermasselten „THEs“ Lästern.
Es folgte eine Rede, die mir wieder einige Tränen herauslockte und auch die Braut blieb nicht ganz trocken um die Augen.
Nach der Hauptspeise ( Kalbsmedaillons auf Gemüsebett mit gratinierten Kartoffeln) sangen unsere Familie und Verwandten das umgedichtete Lied. Dabei standen wir hinter einem zum Vorhang umfunktionierten Bettlaken, das mehrere Löcher hatte. Durch jedes dieser Öffnungen sah eine Strumpfpuppe heraus, die zum Text passend den „Mund“ öffnete und schloss.
Es war eine gelungene Einlage und alle waren begeistert.
Das Dessert ( eine Hochzeitseistorte) wurde mit brennenden Wunderkerzen hereingetragen und schmeckte wie die anderen Gänge auch sehr gut. Zum Schluss gab es einen Kaffee..
Mittlerweile war es zwölf Uhr geworden und der Brautstrauß hätte seine Besitzerin wechseln müssen. Wir verschoben diese Zeremonie auf später Mein Bruder hatte sich mit seiner Familie noch eine lustige Geschenkübergabe ausgedacht, die alle Gäste mit einbezog. Für jedes „Lüttje Lage Trinken“ gab es dabei Geld für das Brautpaar.
Wir hatten noch eine Kiste vorbereitet, die das Brautpaar erst in zehn Jahren öffnen darf. Das soll am 10. Hochzeitstag geschehen. Ich verrate nun aber nicht, was darin verborgen ist, denn ich weiß nicht, wer hier mitliest.
Von da an wurde getanzt, bis fast alle Damen die Schuhe verließen und sich barfüssig auf dem kühlen Steinboden bewegten
Gegen vier Uhr morgens machten wir uns auf den Heimweg von dieser wunderschönen Hochzeitsfeier.
Allerdings hatten wir uns für den nächsten Morgen um elf Uhr zum Frühstück in einer Bäckerei verabredet. Gegenüber vom Europaparlament gab es Croissants bis zum Abwinken...........
Dann verabschiedeten wir unser Ehepaar in die Flitterwochen und unternahmen noch einige Besichtigungen in und um Brüssel.
Ach, war das eine schöne Zeit!
Raum_9844
Hier haben wir gefeiert - das Foto entstand, bevor die Gäste Platz genommen hatten.
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